Wer heute auf die 1980-er Jahre bzw. deren reichlich vorhandene Fotodokumente zurückblickt, tut dies nicht nur mit Wehmut, sondern auch mit einem gewissen Maß an Fremdschämen, denn die Ära der so genannten „Neuen Deutschen Welle“ und des Synthie-Pop war auch ein Jahrzehnt der modischen Irrungen und Wirrungen bzw. teilweise recht eigenwilliger Kosmetikprodukte…
Auffallen um jeden Preis
So ist es wohl kein Wunder, dass auch das Make-up der „wilden 80-er“ eine Reihe von Eigenheiten und Besonderheiten aufwies, die es klar zum Ausdrucksmittel seiner Zeit machten. In den Farbtönen und den Auftragstechniken der Kosmetikprodukte dieser Jahre mischten sich eine gewisse Kälte und Abgebrühtheit mit bühnenreifer Dramatik und dem Wunsch, Ausgefallenes bzw. Auffallendes deutlich zur Schau zu tragen: Willkommen im Zeitalter der Yuppies!
Nicht kleckern, sondern klotzen
Die Kosmetikprodukte griffen diesen Wunsch unübersehbar auf. Lidschatten, Lippenstift und Nagellack mussten vor allem eins sein: grell! Die überwiegend hellen Grundtöne waren mit schrillen Metallic- und Neoneffekten angereichert. Sowohl auf den Augenlidern wie auf den Wangenknochen, Lippen und Fingernägeln ging es häufig drunter und drüber – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Hier genügte es nicht, nur eine Farbe aufzutragen; meist wurde bunt gemischt in mehreren Schichten gearbeitet, die im Falle des Augen-make-ups häufig sogar bis in den Stirnbereich hineingezogen wurden. Am Augenwinkel sorgten Hilfsmittel wie Lineal oder Papierstreifen für einen akkuraten, geometrischen Abschluss. Anschließend wurde die Stelle mit Rot- und Pinktönen oder separat aufgetragenem Glitter zusätzlich betont.
Revival eines schrillen Stils
Was Frauen aus heutiger Sicht zu Paradiesvögeln machte, war das Non plus Ultra der Schminkkunst. Unterschiedlich lackierte Fingernägel in Signalfarben oder überhöhter Lidschatten gelten heute – rund 20 Jahre später – bereits wieder als „in“. Durch veränderte Lebenseinstellungen und Gesellschaftsstrukturen sowie verbesserte Kosmetikprodukte kommt der Eighties-Look im 21. Jahrhundert allerdings etwas gemäßigter und ein wenig natürlicher daher.
Bild von Ion Prodan – Fotolia
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