Auf der Suche nach kurzen Weihnachtsgedichten stolpert man über viele gute, aber auch viele schlechte Gedichte. Hier eine kleine Anregung.
Früher war es zu Weihnachten üblich, dass die Kinder eine Kleinigkeit vortrugen. Entweder wurde ein kurzes Gedicht (meist sogar auswendig) vorgetragen, oder ein kleines Lied auf dem Instrument ihrer Wahl gespielt. Manche haben auch ein kleines Theaterstück auf die Beine gestellt. Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt, aber man muss natürlich auch eine Anregung haben. Im Folgenden möchte ich zwei kurze Weihnachtsgedichte vorstellen, die sowohl auf eine Ansichtskarte passen, sich aber auch gut vortragen lassen.
Kurze Weihnachtsgedichte – auch Kurzes kann viel Freude bringen
Zunächst habe ich ein schönes, kurzes Gedicht herausgesucht, was ich persönlich auch sehr treffend für die Weihnachtszeit finde. Das erste Gedicht, für das ich mich entschieden habe, ist mittlerweile 189 Jahre jung, kein bisschen veraltet und entstammt, wie sollte es auch anders sein, aus Goethes Feder.
Weihnachten
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend –
Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und her und immer wieder.
Aber, Fürst, wenn dir’s begegnet
Und ein Abend so dich segnet,
Daß als Lichter, daß als Flammen
Vor dir glänzten allzusammen
Alles, was du ausgerichtet,
Alle, die sich dir verpflichtet:
Mit erhöhten Geistesblicken
Fühltest herrliches Entzücken.
Das nächste Gedicht, das ich auch sehr treffend finde ist ein wenig neuer, behandelt das Thema Weihnachten vom Aspekt des Schenkens aus. Joachim Ringelnatz nannte es daher auch „Schenken.“
Schenken
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Schenke groß oder klein,
Aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
Die Gaben wiegen,
Sei dein Gewißen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei
Was in dir wohnt
An Meinung, Geschmack und Humor,
So daß die eigene Freude zuvor
Dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
Daß dein Geschenk
Du selber bist.
Ein Gedicht, das sich vielleicht eher schwerer auswendig vortragen lässt, aber auch einen wichtigen Aspekt von Weihnachten anspricht, ist das „Weihnachtslied, chemisch gereinigt.“ Das aus dem Jahr 1927 stammende Gedicht von Erich Kästner, das mit der Zeile „Morgen, Kinder, wird’s nichts geben“ beginnt, befasst sich mit dem Aspekt der Armut zur Weihnachtszeit. Man sollte eben nie vergessen (gerade zur Weihnachtszeit), wie gut man es eigentlich hat. Und wenn man dies einmal einsieht, so kann man Goethes Winterlandschaft auch freudiger genießen. Und bei Geschenken kann man bedenken, dass auch Vorfreude wichtig ist.
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