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Berlin – Die Österreicher werben für ihre Nachtreisezüge mit dem Spruch «Lässig statt stressig». Der Deutschen Bahn waren die Schlaf- und Liegewagen zuletzt eher lästig. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) übernehmen im Dezember einen Teil des bisherigen Angebots.

Welche Fernzüge sind künftig nachts in Deutschland unterwegs?

Die Deutsche Bahn stellt ihre City Night Line zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember ein. Dann werden nur noch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit Schlaf- und Liegewagen quer durch Deutschland fahren. Es gibt künftig acht Verbindungen (hin und zurück), drei ab Hamburg, davon eine über Berlin, zwei ab Düsseldorf und drei ab München nach Italien. Auf vier der acht Linien kann man Autos und Motorräder mitnehmen.

Ist die Deutschen Bahn damit nachts gar nicht mehr präsent?

Doch. Aber lediglich mit Fernzügen, die ausschließlich Sitzplätze haben. Die Bahn bietet künftig in jeder Nacht acht IC- oder ICE-Fahrten an. Neu sind die IC-Nachtfahrten Basel-Köln-Hamburg, Köln-Berlin-Binz, Berlin-Leipzig-Stuttgart-München und – nur an Wochenenden – Basel-Frankfurt-Hamburg. Hinzu kommen am frühen Morgen und späten Abend neue «erste und letzte Züge für Pendler», sagt Bahn-Verkehrsvorstand Berthold Huber: ICE Frankfurt-Amsterdam, EC Leipzig-Prag, IC Ulm-München.

Was ist neu in den ÖBB-Nachtzügen?

«Wir wollen ein Stück österreichische Gastfreundschaft nach Deutschland bringen», umgarnt ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä die deutschen Bahnkunden. Dazu gehören renovierte Abteile, ein Gläschen Prosecco zur Begrüßung, ein Frühstück á la carte und ein Familienabteil für zwei Erwachsene und bis zu vier Kindern. In den ÖBB-Nachtzügen gibt es auch Wagen mit Sitzen.

Wer verkauft die Fahrscheine für die Nachtzüge?

Die Fahrkarten sind über alle Verkaufskanäle von ÖBB und DB erhältlich, also in Reisezentren, Agenturen, telefonisch und im Internet. Je nach Strecke und Abteiltyp kostet eine Fahrt im Liege- oder Schlafwagen 59 bis 139 Euro.

Warum gibt die Deutsche Bahn ihr Nachtzuggeschäft auf?

Sie konnte es nicht wirtschaftlich betreiben. Bei 90 Millionen Jahresumsatz standen zuletzt unterm Strich 30 Millionen Verlust, erläutert Bahn-Vorstandsmitglied Huber.

Was machen die ÖBB anders?

Die Österreicher haben sich auf das Nischengeschäft spezialisiert. Rund 17 Prozent ihrer Umsatzes im Fernverkehr kommen aus der Nacht. Bei der DB war es zuletzt nur ein Prozent.

Welche Kritik wird am künftigen Angebot laut?

Die zusätzlichen Sitzplätze in Nachtzügen der Deutschen Bahn seien kein gleichwertiger Ersatz für komfortable Schlafwagen, bemängelt die Gewerkschaft EVG. «Da sind die Reisenden bislang anderes gewohnt», sagt der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner. Das Bündnis «Bahn für alle» stellt fest: «Ost-West-Verbindungen wie Warschau-Köln oder Dresden-Basel werden komplett und ersatzlos entfallen.»

Kirchner sieht einen Markt für den klassischen Nachtzug wie auch für den Autoreisezug. «Um diese aber wirtschaftlich betreiben zu können, müssen die europäischen Eisenbahnen in dieser Frage viel stärker zusammenarbeiten». Ein entsprechendes Engagement suche man vergeblich. Die Folge sei ein Verlust von Arbeitsplätzen in Deutschland.

Fotocredits: Bodo Marks
(dpa)

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