Limburg – Schnell ein paar Nachrichten lesen, seinem Chef eine Mail schicken und die Freundin zurückrufen: Das Handy ist immer dabei. Aber ist es mit Rücksichtnahme und Höflichkeit vereinbar, auch bei Meetings oder bei privaten Verabredungen im Restaurant erreichbar zu sein?
Agnes Anna Jarosch vom Deutschen Knigge-Rat meint dazu ganz grundsätzlich: Anwesende haben immer Vorrang vor Nicht-Anwesenden. Wer diesen Grundsatz befolgt, mache schon vieles richtig.
Man sollte hinterfragen, welche Botschaft man aussendet, wenn ein Mitmensch einem seine Zeit schenkt und man selbst währenddessen zum Beispiel in sozialen Netzwerken surft. Manchmal lässt sich jedoch ein dringender Anruf oder die Antwort auf eine Mail nicht aufschieben. In solchen Fällen sollte man das den anderen Leuten am Tisch kurz erklären. Für Telefonate ist es diskreter, den Raum zu verlassen.
Head-down-Syndrom nennt man das Phänomen, wenn in einem Raum viele Menschen mit ihren Handys beschäftigt sind und die Augen nur auf die Displays fixiert haben. Die Stimmung in dem Raum sei dadurch negativ, denn die Körpersprache sendet ein klares Signal aus, erklärt Jarosch – die eigene Haltung wirkt introvertiert, verstimmt, fast depressiv.
Wenn das Handy aus Jobgründen unverzichtbar ist, gehört es dennoch nicht auf den Tisch. «Die klassische Tischetikette besagt: Auf dem Tisch hat nichts zu suchen, was nicht vom Kellner eingedeckt wurde», erklärt Knigge-Expertin Jarosch. Wenn das Handy auf dem Tisch liegt, ist man geneigt, dorthin zu sehen. Die Aufmerksamkeit ist folglich woanders und nicht vollkommen beim Gegenüber.
Der Rat von Jarosch: Lieber das Handy mit Vibrationsalarm in der Jackettasche verstauen. Ähnliches gilt für geschäftliche Meetings. In Branchen, in denen schnelle Reaktionszeiten auf Nachrichten erwartet werden, sollte das in der Planung berücksichtigt werden. In längeren Meetings oder Seminaren sind Kommunikationspausen sinnvoll.
Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)
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