Die Frage, die niemand in einem Bewerbungsgespräch gern hört: „Was sind Ihre größten Schwächen?“ Ganze Ratgeber wurden schon darüber geschrieben – soll ich nun ehrlich darauf reagieren oder die vermeintliche Schwäche in eine Stärke umdeuten oder gar so tun, als hätte ich gar keine Schwächen?
Ein Forscherteam nahm 2000 Bewerber unter die Lupe
Eine Untersuchung des University College London besagt nun, dass Ehrlichkeit doch am längsten währt. Das Team von Forschern nahm rund 2.000 Bewerber unter die Lupe und kam zu dem Ergebnis, dass die Fähigkeit zur Selbstkritik die Chancen auf eine Anstellung verbesserte.
Als Basis dienten drei Studien: Die erste davon befasste sich mit 1.240 Lehrern, die eine Anstellung in den USA suchten. Die zweite der Studien rückte 333 Anwälte in den Fokus, deren Wunsch es war, in einer Abteilung des Militärs zu arbeiten.
Bei den beiden ersten Studien hatten die Anwaltsstellen-Bewerber, die im Gespräch offen mit ihren Fehlern umgingen, eine fünfmal größere Chance auf den Job als diejenigen, die keine Schwächen preisgaben. Im Falle der Lehrer lag die Wahrscheinlichkeit um 22 Prozent über der der „Fehlerlosen“.
Übertriebene Selbstpräsentation wirkt nicht authentisch
Eine dritte Studie untersuchte die Auswirkungen des psychologischen Konzepts der Selbstverwirklichung auf die Chancen von Bewerbern. Laut diesem Konzept möchte man von Anderen so gesehen werden, wie man sich selbst sieht. In der Studie zeigte sich, dass gerade die Bewerber, die Fehler und Schwächen offen und ehrlich ansprechen, Eindruck bei den Arbeitgebern machten. Dies deute auf einen Menschen mit klarem Geist und der Fähigkeit zur Selbstreflexion hin. Kandidaten, die keine Fehler einräumen, würden im Gegensatz dazu als nicht authentisch gesehen.
Schlussfolgerung der Studienleiterin Celia Moore von der Mailänder Bocconi-Universität in Mailand: „In einem Bewerbungsgespräch versuchen wir uns oft, als perfekt zu präsentieren. Unsere Studie beweist diesen Instinkt als falsch. Arbeitgeber nehmen eine übertriebene Selbstpräsentation als nicht authentisch und möglicherweise sogar irreführend wahr.“
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