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Münster – Ob im Schulsport, im Vereinstraining oder bei Volksläufen: Immer wieder sind Sportler zu sehen, die das Gesicht schmerzhaft verziehen und sich an die linke oder rechte Seite des Bauches fassen. Fast jeder kennt Seitenstechen.

Die Ursache allerdings ist wissenschaftlich bis heute nicht geklärt. Dafür lässt sich recht einfach vorbeugen und gegensteuern, wenn es doch plötzlich sticht.

Seitenstechen tritt nur unter Belastung auf. «Wenn man das Seitenstechen dann untersuchen will, ist es schon weg», erklärt Prof. Klaus Völker aus Münster die fehlenden Erkenntnisse der Medizin. Klar sei aber, dass meistens Ausdauersportler unter den Schmerzen leiden, vor allem Läufer, sagt der Weiterbildungsbeauftragte der
Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention(DGSP).

Weil die Forschung bisher nicht abschließend nachweisen konnte, woher das Seitenstechen kommt, gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Die seiner Meinung nach wahrscheinlichste Hypothese hat mit der Umverteilung des Blutes während des Sports zu tun. Unter Belastung steige die Durchblutung der arbeitenden Muskulatur um das bis zu Zwanzigfache. Dagegen wird die von Leber und Milz reduziert, wodurch diese verformt werden.

Dadurch kommt es – so die Theorie – zum Zug auf die Briden, also die bindegewebsartigen Strukturen, an denen die Organe aufgehängt sind. Leber und Milz hätten außerdem empfindliche Kapseln. «Beides erzeugt wahrscheinlich die Schmerzen», sagt Völker.

Ein anderer Ansatz, der überzeugend wirke, sei die Gasblasen-Theorie. Auf gut Deutsch «ein verklemmter Furz», sagt Völker. Laut Daniel Lay von der
Deutschen Sporthochschule in Köln könnte auch das Zwerchfell die Schmerzen verursachen. Wer kurz vor dem Laufen isst, bei dem könnte auch der Magen gereizt werden. «Ich vermute, dass es eine Kombination aus mehreren Ursachen ist», sagt Lay.

Fest steht: Gesundheitsgefährdende Auswirkungen sind nicht bekannt, Seitenstechen ist nichts Schlimmes. «Es geht nach dem Sport wieder weg und verursacht keine bleibenden Schäden».

Wer Seitenstechen vermeiden will, sollte das Sportprogramm den eigenen Fähigkeiten anpassen. Ebenfalls hilfreich: sich gut aufwärmen und die Belastung danach nur langsam steigern. Florian Bauder, Landestrainer Mehrkampf der
Leichtathletik Baden-Württemberg in Stuttgart, rät, die Rumpfmuskulatur mit gezielten Übungen zu stärken. Das beugt Verkrampfungen vor.

Eine komplette Mahlzeit sollten Sportler spätestens etwa zwei bis drei Stunden vor dem Sport essen, um der Verdauung genügend Zeit einzuräumen. «Und man sollte weniger blähende Kost zu sich nehmen», sagt Völker. Dann ist die Gefahr einer Gasblase geringer.

Schießt dann doch mal der Schmerz in die Seite, hilft es, einen Gang herunterzuschalten. Bauder rät, langsamer zu laufen oder kurz stehenzubleiben, um den Druck zu reduzieren und das Zwerchfell zu entlasten. Auch ein langes kontrolliertes Ausatmen kann schmerzlindernd wirken. Lay empfiehlt, die Arme nach oben zu strecken, den Körper in eine aufrechte Haltung zu bringen und die an der Atmung beteiligten Muskeln damit zu dehnen.

Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)

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