Holland ist weltweit für seine liberalen Gesetze in Bezug auf „weiche“ Drogen bekannt. Eine Folge dessen ist ein seit Jahren anhaltender und populärer Drogentourismus, den das Land nun mit einem neuen Gesetzesentwurf zu unterbinden versucht. Dadurch verändern sich in Holland die Möglichkeiten für Touristen legal einen Coffeeshop zu besuchen.
Politik und Drogenpässe
Holland hat seit den 70ern einen vergleichsweise offenen Umgang mit Drogen, die in anderen Ländern als illegal gelten. Die politische Überzeugung hinter der liberalen Stellung ist die Entkriminalisierung und Integration des problematischen Themas Drogen bzw. Drogenmissbrauch. Unterschieden wird dabei in harte und weiche Drogen. Während harte Drogen wie LSD, Kokain oder Heroin weiterhin illegal sind, gilt Cannabis in seinen verschiedenen Varianten als legal. Über 650 Coffeeshops in ganz Holland verkaufen die Droge in geringen Mengen zum Genuss vor Ort. 220 dieser Coffeeshops haben ihren Standort in Amsterdam, was die Stadt zum beliebtesten Ort für Drogentourismus aus aller Welt macht. Im Mai 2011 wurde ein Gesetzesentwurf vorgebracht, der den Besuch von Coffeeshops nur noch für holländische Staatsbürger zugänglich macht. Besucher müssen sich einen einjährigen Mitgliedsausweis zulegen, der gerne als Drogenpass oder dope pass betitelt wird. Von diesen Pässen dürfen pro Coffeeshop für jedes Jahr nur 1500 Stück ausgestellt werden. Während das Gesetz Touristen in Holland am Drogenkonsum hindert, ist auch der Zugang für Staatsbürger damit begrenzt. In Anbetracht der extrem liberalen Politik und Geschichte von Holland ist dies ein starker Schritt in die entgegengesetzte Richtung. Als Hauptgrund für den Entwurf wird der negative Ruf und kriminelle Einfluss von Drogentourismus im Land angegeben.
Eine Reaktion auf den Tourismus
Die Einführung von Drogenpässen macht es Touristen, die keine holländischen Staatsbürger sind, unmöglich einen Coffeeshop zu besuchen und auf diese Art und Weise legal die dort angebotenen Drogen zu konsumieren. Das Gesetz kommt weitestgehend aus dem rechten Flügel des holländischen Parlaments. Als Grund für den neuen Gesetzesentwurf geben die Politiker die Überhandnahme von Drogentouristen und deren Verhalten an. Touristen sind nach einer Statistik aus der Stadt Maastricht für 70% des Umsatzes in Coffeeshops verantwortlich. In der Öffentlichkeit und von Seiten der Politik wird hauptsächlich das Benehmen der Drogentouristen als Grund angeführt. Das unangemessene Verhalten beim Besuch von Amsterdam und anderen Städten fällt stark negativ auf und zieht den Anstieg von härterem Drogenhandel mit sich. Diese Situation schadet dem Ruf des holländischen Staats weltweit und zieht nach Aussage der Regierung die falsche Art von Touristen ins Land. Ein Problem, das in diesem Zusammenhang nicht ausreichend berücksichtigt und im Parlament kritisiert wird, ist die Auswirkung auf die Finanzen und den Arbeitsmarkt. Wenn Coffeeshops dem bisher starken Fluss an Touristen verschlossen bleibt, dann werden die Staatsfinanzen deutlich darunter leiden. Nicht nur der Gewinn durch den kontrollierten Verkauf von Cannabis könnte zu erheblichen Teilen wegfallen, sondern auch zahlreiche Arbeitsplätze dürften durch die fehlende Kundschaft verloren gehen.
Zutritt nur für Mitglieder
Durch den neuen Gesetzesentwurf vom Mai 2011 ist es Nicht-Staatsbürgern in Holland nicht mehr erlaubt Coffeeshops zu besuchen. Der Besuch der Läden und der Konsum von weichen Drogen wie Cannabis sind durch Drogenpässe limitiert. Diese werden nur in jährlich begrenzter Zahl an holländische Staatsbürger ausgestellt. Durch diesen Schritt der Politik ist Drogenkonsum in Coffeeshops für Touristen nur auf illegalem oder rechtlich grauem Weg möglich. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht abzusehen, wie sich das neue Gesetz auswirken wird.
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