Mailand – Es waren ausgesprochen politische
Mailänder Fashion Shows. Wann jemals zuvor hielt eine Designerin mitten auf dem Laufsteg ein flammendes Plädoyer für eine offene, liberale Gesellschaft – so wie jetzt Angela Missoni?
Auch eine gläubige Muslimin als Model ist ein Novum. Halima Aden lief für Max Mara und Alberta Ferretti – sie trug dabei Kopftuch. Und gleich zwei Designerinnen, Miuccia Prada und Donatella Versace, bezogen feministische Positionen. Das alles hat natürlich Auswirkungen auf die Kollektionen. Selbstbewusst bis kämpferisch gehen die Frauen in den Herbst/Winter 2017/18. Bei der
Mailänder Modewoche (22. bis 27. Februar) war aber noch einiges mehr zu sehen.
– Starke Frauen: Sie tragen Stiefel, die bis über das Knie reichen, Biker-Blousons, Hoodies, modische Elemente aus dem Militär. Letzteres gab es in einer besonders raffinierten Ausführung bei Brunello Cucinelli: Epauletten aus laminierten Straußenfedern oder Broschen, die Orden nachempfunden sind.
– Kuschelfaktor: Auch das ist eine Auswirkung der unruhigen Zeiten: Flauschige Wollstoffe wie Mohair oder Alpaka geben Momente der Geborgenheit. Und die überdimensionierten Daunenjacken symbolisieren Schutz und Sicherheit.
– Kontraste: Sport/Klassik, feminin/maskulin, züchtig/verrucht, derb/zart, mini/maxi – Mailands Designer vereinen alle erdenklichen Gegensätze in ihren Kollektionen.
– (Öko)-Pelz: Eine Mailänder Wintermode ohne Pelz? Undenkbar. Das umstrittene Material ist vieler Italienerinnen liebstes Kind. Allerdings: Auch im Luxussegment setzen sich inzwischen die synthetischen Alternativen durch. Beschritten haben diesen Weg zum Beispiel Giorgio Armani und Marco De Vincenzo.
– Eleganz: Manchmal mutet sie ein bisschen bourgeoise an mit ihren Kostümen, den bis zur Wade fallenden Röcken, den Schluppenblusen und den Mänteln mit den Pelzmanschetten und -kragen. Aber mit modernen Stoffen oder experimentellen Schnitten findet die Eleganz den Weg in die Mode der Gegenwart.
– Asien: Im Bereich Exotik geht der Blick in der kommenden Saison vor allem Richtung Osten. Wolfgang Joop zeigte für Wunderkind Drucke von japanischen Kirschblüten sowie Metallic-Leder im Origami-Stil. Etro brachte Formen, Muster und Motive wie Drachen und Lotusblüten aus unter anderem China, Tibet und Afghanistan auf den Laufsteg. Gucci hat sowohl China als auch Japan im Repertoire.
– Sommer: Wenn sich die Jahreszeiten ohnehin immer mehr durchmischen, darf es in einer Herbst/Winter-Mode auch optisch blühen und sprießen. Viele Blumendrucke tragen diesen Trend, ebenso die frischen, kräftigen Farbakzente.
– Realismus: Auch wenn allen voran Gucci Maximalismus und Theatralik weiter forciert, gab es in Mailand eine Gegenbewegung hin zur Erdung der Mode. Dass tragbar nicht langweilig ist, bewiesen Labels wie Bottega Veneta und Cividini. Hier hätten die Models vom Laufsteg direkt weiter in die Stadt gehen können.
Fotocredits: Luca Bruno,Luca Bruno,Luca Bruno,Pps,Luca Bruno,Luca Bruno
(dpa)
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