By - - Kommentare deaktiviert für Geschichtsträchtige Tracht: Das Dirndl

Die Tracht mit Schürze und Schleife liegt seit vielen Jahren im Trend – und das nicht nur zum Oktoberfest. Doch wo hat das Dirndl seine geschichtlichen Wurzeln? Einige Antworten darauf gibt es hier.

Arbeitskleid der Dienstmagd

Das bayerisch-österreichische Trachtenkleid war zu Beginn seiner Geschichte gar keines – sondern im 18. und 19. Jh. die Arbeitskleidung weiblicher Dienstboten auf Bauernhöfen. Damals mussten Kleid und Rock schlicht, hochgeschlossen und praktisch sein sowie die nötige Bewegungsfreiheit bieten.

Der Begriff Dirndl ist übrigens eine sprachliche Verkleinerungsform von „Dirn“, der damaligen Bezeichnung für ein junges Mädchen im bayerisch-österreichischem Sprachraum.

Die Oberschicht entdeckt die Tracht

Die Ursprünge des Dirndls in seiner heutigen Form beginnen mit dem 20. Jh.: Kurz um die Jahrhundertwende entdeckten die Frauen der städtischen Oberschicht die bäuerliche Tracht für sich, als sie zur Sommerfrische aufs Land fuhren.

Als um 1910 herum die Inhaber des Münchener Volkskunsthauses zum 100-jährigen Oktoberfest den Landestrachten-Umzug mit ihren Kreationen ausstatteten, war das der Durchbruch: Das Dirndl fand als repräsentatives Kleidungsstück seinen Weg in hohe und höchste Kreise der Gesellschaft.

Der Look ändert sich

Der Grundschnitt des Dirndls wurde nun der Damenmode des späten 19. Jh. bei Hofe angeglichen – als eng anliegendes Oberteil mit ausgeschnittenem Dekolleté, dazu der weite Rock. Hinzu kamen nach und nach die typisch ländlichen Applikationen, wie etwa Schnürungen und verzierte Knöpfe.

Als das so veränderte Dirndl in den Dreißigerjahren dann noch von bekannten Schauspielerinnen und Sängerinnen im Film und auf der Bühne getragen wurde, galt es schnell als urtypisch für Bayern und Österreich.

Seitdem ließ sich der Erfolg der fiktiven Tracht nicht mehr aufhalten: Heute sind es oft ausgewählte Dirndl vom Designer, die zu vielen festlichen Anlässen getragen werden – nicht nur in Bayern.

Comeback in den Siebzigern

Einen weiteren Popularitätsschub erlangte das Dirndl im Jahr 1972, als zu den Olympischen Spielen in München Symbole gesucht wurden, die den Austragungsort repräsentierten. Das Kleidungsstück eignete sich ideal, um die „Weltstadt mit Herz“ und die Region in aller Welt bekannt zu machen – unter anderem in Form der späteren Königin von Schweden: Als Silvia Sommerlath als Olympia-Hostess im Dirndl auf den Titelseiten der Zeitungen und Zeitschriften erschien, wurde das Trachtenkleid zum Verkaufsschlager.

Vierzig Jahre später ist das Dirndl ein Massenphänomen: Ob als Kleidungsstück der Schickeria, als Accessoire zum Landhaus-Stil oder als Dresscode für die mittlerweile im ganzen Land stattfindenden Oktoberfeste – das Dirndl gehört heute zum Kanon nationaler Stil-Ikonen.

 

Bildnachweis: Pixabay, 3737193, ulleo

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