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München (dpa/tmn) – Es gibt kaum ein Wort, das mehr Langeweile versprüht als «Hosenanzug». Die Versicherungskauffrau muss ihn genauso tragen wie eine Anwältin. Er steht für einen strengen Dresscode, Seriosität und Ordnung. Und seine dunklen Farben versprühen oft nur wenig Lebensfreude.

DOch das ändert sich in der kommenden Sauson: Ein Modetrend des Herbstes und Winters 2017/18 lautet nämlich: Hosenanzüge für die Frau. Die klassischen Varianten gehören zwar auch dazu, aber vor allem gehen Designer mit dem Hosenanzug in leuchtenden Farben und ungewöhnlichen Mustern neue Wege.

«Knallrot als Signalfarbe von Kopf bis Fuß ist dabei ein Thema, aber auch plakative Designs und Blumenprints von oben bis unten», erklärt die Modeberaterin Stephanie Zarnic aus München. Das ist am Hosenanzug neu, passt aber perfekt in eine Ära, in der sich Designer und Modefans eigentlich nur ein Leitthema auf die Fahnen geschrieben haben: «Alles ist möglich.»

Doch das hat auch eine Kehrseite: Das Styling ist nicht einfach, wie die Imageberaterin Katharina Starlay aus Wiesbaden betont. «Je bunter der Look ist, umso stilsicherer muss man sein, weil der Erinnerungswert bei einem solchen Outfit sehr hoch ist». Deshalb sollten sich Frauen beim Kauf eines ausgefallenen Hosenanzugs überlegen, was sie mit dem Look ausdrücken möchten.

Starlay erklärt die Optionen: «Verspielte Muster wirken auf den Betrachter nicht sonderlich professionell.» Ein geblümter Hosenanzug im Geschäftsumfeld ist eine Gratwanderung, für die viel modisches Fingerspitzengefühl nötig ist. Dazu gehört etwa, auf Details des Anzugs zu schauen: «Wenn man sich für ein Blütendessin entscheidet, sollte man auf einen festeren Stoff achten», rät Starley. «Weiche, fließende Materialien machen den Look nämlich noch verspielter.»

Apropos Materialien: Neben den klassischen Schurwollstoffen werden im Herbst und Winter auch Hosenanzüge aus Samt oder Cord getragen. Beide Stoffe sind in der Mode ohnehin schwer angesagt.

Die Silhouette dominiert vor allem eine Linie: Es geht weg vom auf Taille geschnittenen Modell. «Oversized ist wieder angesagt», sagt die Stilberaterin Silke Gerloff aus Offenbach. Die Blazer sind weit und gerade geschnitten, die Schultern betont.

Wer dabei an die 80er Jahre zurückdenkt, liegt nicht so falsch, wie Zarnic findet: «Man fühlt sich eindeutig in diese Dekade zurückversetzt. Jil Sander, Armani und viele andere entwarfen damals überdimensionierte, weich fließende, breitschultrige und vor allem maskuline Damenanzüge», erläutert die Beraterin. «Androgyn, wenn nicht sogar maskulin flanierten Naomi, Cindy, Linda, Claudia und Kate über den Laufsteg. Cool, lässig und elegant.» So sieht das nun wieder aus. Bei dieser eher maskulinen Linie wird meistens auf ganz klassische Materialien wie eben Schurwolle gesetzt, auch die Muster sind zurückhaltend, sofern überhaupt vorhanden.

Zusammengefasst dominieren bei den Hosenanzügen also zwei Trends: der klassische mit Retro-Elementen aus den 80er Jahren und der ultrafeminine mit Blüten, aber auch mit Stickereien oder Intarsien.

Für welche der beiden Linien man sich entscheidet, ist sicherlich Geschmackssache und hängt vor allem mit der eigenen Figur zusammen. Stilberaterin Gerloff hat ein paar Tipps: «Allgemein kann man sagen, dass die Oversized-Silhouette zwar gut verstecken und kaschieren kann, andererseits auch viel Volumen bringt und mit den langen Jacken auch staucht.» Diese Form eignet sich daher gut für eine große Trägerin, die schlank, aber auch etwas fülliger sein kann. «Eine kleine, zierliche Person wird von dieser Silhouette allerdings erdrückt, sie versinkt darin.»

Auch die opulenten Hosenanzüge mit Blüten und Intarsien sind nicht zwingend für jede Frau die richtige Wahl. «Gemusterte Stoffe und Materialien wie Samt tragen nämlich durchaus auf», erläutert Gerloff. «Für kleine, zierliche Frauen sind sie allerdings gut geeignet, vorausgesetzt man achtet auf eine schmale Silhouette. Allzu weite Hosen machen nämlich optisch noch kleiner.»

Auf der sicheren Seite ist man beim Kauf seines Anzugs dann, wenn man auf eine gemäßigte, klassische Linie achtet – und auf hochwertige Materialien. Dann stehen die Chancen gut, dass man den Hosenanzug länger als nur eine Saison tragen kann. «Damit liegt man überdies im Trend für mehr Nachhaltigkeit und einen bewussten Umgang mit Rohstoffen», findet Starlay.

Fotocredits: Patrizia Pepe,Escada,Paul Smith,Sheego,Rich&Royal,Marc Cain,Marc Cain,Michael Kors Collection

(dpa)