Barcelona (dpa/tmn) – Die Düfte, die Farben, die Geräuschkulisse: Ein Marktbesuch ist ein sinnliches Erlebnis. Auf den Handelsplätzen wechseln Fleisch, Fisch, frisches Obst und exotische Gewürze den Besitzer – oder alter Trödel aus der Rumpelkammer.
Neben den bunten Auslagen faszinieren die Menschen: feilschende Kunden, störrische Händler, laute Marktschreier. An kaum einem Ort in der Fremde lässt sich das dortige Leben intensiver spüren. Hier neun besonders sehenswerte Exemplare in Europa:
1. Das kulinarische Staunen:
Mercat de la Boqueria
, Barcelona
Hier riecht Eigenlob wunderbar: Als «Paradies für die Sinne» wirbt der berühmte Markt in der katalanischen Metropole für sich. Hinter dem kunstvoll aus Eisen und farbigem Glas konstruierten Eingangsportal warten mehr als 800 Stände – und es geht ausschließlich ums Essen. Links sauber gestapelte Birnen, Avocados und Pampelmusen, rechts Türme aus Erdbeeren. Steinpilze aus dem Hinterland, herabhängende Schinkenbeine und abgezogene Lammköpfe – vor allem aber Fisch, Fisch, Fisch. Fast 50 Stände formen in der Hallenmitte ein riesiges Oval mit allem aus dem Meer, von Seeteufeln bis weinroten Thunfischlenden.
Besonderheit: der frische Fisch.
Tipp: die Kochkurse in der Aula Gastronòmica des Marktes.
Hinkommen: Fünf Gehminuten vom Hafen am Boulevard Rambles, der Eingang liegt etwas versteckt.
2. Der ultimative Flohmarkt:
Marché aux Puces de Saint-Ouen
, Paris
Er rühmt sich als bekanntester Flohmarkt der Welt, aber in jedem Fall versammelt der Marché aux Puces de Saint-Ouen im Norden von Paris eine riesige Zahl an Antiquitäten und Second-Hand-Waren: Rund 1700 Händler in 14 unterschiedlich ausgerichteten Märkten locken immer samstags, sonntags und montags – und es kommen mehr als fünf Millionen Besucher im Jahr. Auf sieben Hektar bietet der Markt genug Raum für die Schnäppchenjagd nach Antiquitäten: Möbel, Gemälde, Teppiche, Spiegel, Lampen, Geschirr, Spielzeug, Bücher, Kleidung. Wer sucht, der findet!
Besonderheit: die Kunst ab dem 17. Jahrhundert im Marché Biron.
Tipp: die restaurierten chinesischen Möbel in der Galerie Cristo.
Hinkommen: Métrostation Garibaldi oder Porte de Clignancourt.
3. Reminiszenz an die Kolonialmacht:
Borough Market
, London
Ja, auch in England wird gut gegessen. Zutaten dafür gibt es auf dem Borough Market 200 Meter südlich der Themse im Bezirk Southwark. Der Markt gilt als Umschlagsplatz hochwertiger Lebensmittel von nah und fern. Hier zeigen sich Spuren der einstigen Kolonialmacht – etwa beim Darjeeling-Tee von indischen Plantagen oder bei den karibischen Spezialitäten. Aber auch regionale Qualitätsprodukte wie Galloway-Rindfleisch oder Sussex-Seezunge können erstanden werden.
Besonderheit: die schmiedeeiserne Dachkonstruktion.
Tipp: Im «Borough Kitchen» gibt es Schönes und Praktisches, um den Einkauf zu verarbeiten, vom Austernöffner bis zum Zwiebelschneider.
Hinkommen: Fünf Gehminuten von der U-Bahn-Station London Bridge.
4. Von Kunst und Kulinarik:
Mercato Centrale
, Florenz
Zwischen Michelangelos David in der Accademia und Botticellis Geburt der Venus in den Uffizien tut ein Happen gut. Ohne großen Zeitverlust und dennoch typisch italienisch geht das im Mercato Centrale. In dem Art-Deco-Gebäude aus Eisen und Glas unterbricht man eigentlich nicht mal den künstlerischen Rundgang – das Gebäude selbst ist sehenswert. An den Tischen im ersten Stock nimmt jedermann Platz und verzehrt die gekauften Speisen. Kellner servieren Getränke. Nur das Entscheiden fällt schwer: Für den kleinen Hunger Oliven, Schinken und Käse picken oder doch eine Portion Nudeln vertilgen?
Besonderheit: bis Mitternacht geöffnet.
Tipp: die ruhigen Restauranttische im Zwischengeschoss.
Hinkommen: Mittendrin – die Via dell’Ariento liegt fünf Gehminuten vom Bahnhof Santa Maria Novella und vom Dom entfernt.
5. Gulasch in kunstvoller Hülle:
Große Markthalle
, Budapest
Zunächst beeindruckt der prächtige Bau der Nagy Vásárcsarnok. Mit ihren wuchtigen Ecktürmen, den bunt glasierten Ziegeln und dem von Figuren geschmückten Eingang könnte die Große Markthalle fast für eine Basilika gehalten werden. Doch in der riesigen und hellen Halle regiert das Weltliche: 200 Shops gibt es auf drei Stockwerken. Unten alles für die Küche, weiter oben Kunsthandwerk, Textilien und Stände, an denen Gulasch verkostet wird. Und genau diese Fleischspeise sollte sich der Tourist nicht entgehen lassen!
Besonderheit: Paprika in allen Variationen.
Tipp: die Fischstände und Aquarien im Kellergeschoss.
Hinkommen: Metro-Station Fovam ter, am gleichnamigen Platz an der Freiheitsbrücke.
6. Laut und glitschig:
Fischmarkt
, Hamburg
Immer sonntags kommt der Fisch ans Hafenbecken in Altona. Der Fischmarkt auf der Freifläche öffnet früh, im Sommer um 5.00 Uhr, im Winter um 7.00 Uhr. Es wird nicht nur Fisch verkauft. Beliebt sind die ebenso lautstark angepriesenen Obstkörbe. «Einen Hering leg‘ ich noch dazu» – das wortreiche Spektakel der Marktschreier lockt Touristen und Nachschwärmer von der Reeperbahn. Nach dem Marktbummel tobt in der angrenzenden Fischauktionshalle bei Live-Musik und Frühschoppen der Barsch.
Besonderheit: der Stand von Aale-Dieter.
Tipp: Brunch in der Auktionshalle reservieren.
Hinkommen: U-Bahn U3, Haltestelle Landungsbrücken.
7. Kanarische Augenweide:
Mercado de Vegueta
, Las Palmas
Mit 90 Ständen ist der Mercado de Vegueta, der Markt der Altstadt von Las Palmas, kein Riese – doch für den Gran-Canaria-Urlauber eine prima Abwechslung. Der gelb-graue Marktbau war bei seiner Errichtung Mitte des 19. Jahrhunderts der erste seiner Art auf den Kanarischen Inseln. Die Vegueta-Händler gelten als lebhaft und geben Touristen gern Tipps für die Zubereitung der Speisen. Besonders vielfältig ist der frische Fisch aus dem nahen Meer.
Besonderheit: tolles Angebot an exotischem Obst.
Tipp: Umgebung anschauen – Kolumbus-Museum, Kathedrale Santa Ana und Triana-Einkaufstraße sind gleich um die Ecke.
Hinkommen: Gegenüber vom Theater Perez-Galdos, großer Parkplatz an der Halle.
8. Das Gildespektakel:
Käsemarkt
, Alkmaar
Der Kaasmarkt in Alkmaar im Norden der Niederlande ist ein Spektakel. Von Ende März bis Ende September wird der Waagplein-Platz freitagvormittags zur Bühne der traditionell gekleideten Käseträger, die seit 1593 eine eigene Gilde bilden. Sie karren die in langen Reihen aufgeschichteten Käselaibe nach dem Glockensignal um Punkt 10.00 Uhr auf großen Holzbahren kreuz und quer über den Platz. Die Käufer testen und bieten. Der Markt in Alkmaar ist der einzige in den Niederlanden, der diese Verkaufstradition beibehalten hat.
Besonderheit: Ganz nah ran dürfen Teilnehmer einer Gruppentour mit Stadtführer.
Tipp: Erinnerungsfoto mit «Frau Antje» machen, den blau-weiß-rot gekleideten «Kaasmeisje».
Hinkommen: Mitten im Zentrum.
9. Das Tor zum Balkan:
Naschmarkt
in Wien
Er gilt als eine der Top-Sehenswürdigkeiten der österreichischen Hauptstadt. Auf dem Naschmarkt machen sich rund 170 Verkaufsstände, Geschäfte und Lokale breit. Wie der Name andeutet, bieten die Händler vor allem Lebensmittel an, am Samstag kommen Bauernstände hinzu. Der Naschmarkt ist für sein multikulturelles Flair bekannt und in den vergangenen Jahren renoviert worden. Viele kleine Lokale servieren österreichische und internationale Küche. Man schmeckt, wie in Wien der Balkan beginnt.
Besonderheit: im Sommer auch abends Betrieb in den Lokalen.
Tipp: Im «La Bottega Del Gusto» soll es den besten Mozzarella geben, auch die Trüffelsalami wird gelobt.
Hinkommen: U-Bahn-Station Kettenbrücke.
Fotocredits: NBTC,Ingrid Rasmussen,Federica Di Giovanni,Peter Rigaud,Catalan Tourist Board,Toni Hernández,Ungarisches Tourismusamt,Marc Bertrand,Bodo Marks,dpa-infografik
(dpa)
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