Ob Tätowierung, Piercing oder Tunnel, der eigene Körper ist für viele schon längst zur Leinwand geworden und wartet nur noch darauf, zum Kunstwerk zu werden. Dabei sind die Trends zum Körperschmuck keineswegs neu, sondern schlagen vielmehr eine Brücke von der jugendlichen Auflehnung und Rebellion zu den Naturvölkern.
Die ausgefallene Art der Körperkunst
Der wohl auffälligste Körperschmuck dürfte der Flesh Tunnel sein, bei dem nach der Dehnung, zumeist im Ohr, ein übergroßes Loch entsteht, das mit einem Ohrring gefüllt wird. In den meisten Fällen bleibt durch den Ohrschmuck, beispielsweise einen Ring aus Edelstahl, der Tunnel sichtbar. Der Ursprung dieses Tunnels liegt bei den afrikanischen Naturvölkern, wo der Brauch seit Jahrhunderten verbreitet ist. Neben dem Durchstechen des Ohrläppchens sind bei einigen Völkern auch Fleischtunnel in Nasenflügel oder Lippe verbreitet, so zum Beispiel in Indien und Südamerika.
Feder und Tinte
Auch das gewöhnliche Piercing hat seinen Ursprung bei den Ureinwohnern. Das Durchstechen der Nasenflügel, Ohren oder Lippen hatte bei verschiedenen Stämmen Amerikas, Afrikas und Asiens eine kulturelle und spirituelle Herkunft. So dienten einige Piercings der inneren Reinigung. Die Verbreitung des Genitalpiercings wurde in der westlichen Kultur vornehmlich durch Prinz Albert vorangetrieben, in dessen Garde die Uniformhose über einen speziellen Knopf zur Anbringung des männlichen Geschlechtsteils verfügte, so sehr war Albert auf Symmetrie versessen.
Doch der häufigste Körperschmuck ist zweifelsohne das Tattoo. Der Ursprung der Tribals und Mutter-Herzen liegt im asiatischen Raum – schon vor Tausenden von Jahren kannte man bei den Maori, in Polynesien und Japan die Tätowierung, die noch spirituellen und okkulten Zwecken diente. Auch das Wort Tattoo kommt aus dem polynesischen Raum und leitet sich von „tatau“ ab, was „zeichnen“ oder „verwunden“ bedeutet. Dabei galten Tätowierungen seit jeher auch als Schmuck, da sie von Verdiensten und sozialer Stellung berichteten. Einen traurigen Missbrauch der Tätowierung stellte die Markierung der KZ-Insassen im Dritten Reich dar.
Schmuck und Körper
Auch wenn es heute in Deutschland bei Piercing, Tattoo und Co. vornehmlich um deren ästhetischen Wert geht, sollte man vor der Verzierung des eigenen Körpers nicht nur an die Optik denken, sondern auch einen Gedanken an den Ursprung des Körperschmucks verschwenden. Vielleicht ergibt sich daraus ja auch eine Inspiration für den nächsten Körperschmuck…
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