By - - Kommentare deaktiviert für Sind Franzosen wirklich charmanter?

Jeder kennt das aus Filmen stammende Ideal-Bild des romantischen Franzosen, der stets charmant, einfühlsam und redegewandt die Träume aller Frauen wahr werden lässt. Doch wie viel ist wirklich dran an diesem Klischee des charmanten Franzosen? Sind die Deutschen generell etwas steifer und plumper?

Wer schon einmal in Frankreich Urlaub gemacht hat weiß, dass sich das Klischee auf den ersten Blick schon in gewisser Weise bewahrheitet. Dort wird nicht einfach nur feige hinterhergepfiffen oder fantasielos nach der Handynummer gefragt. Das Flirten erfolgt spielerisch, aber auch direkter. Ein durchdringender Blick, dazu ein entwaffnendes Lächeln und vielleicht noch eine höfliche Geste wie das Aufhalten der Tür. Das Flirten scheint insgesamt mehr wie ein Spiel, bei dem es nicht bloß um den Erfolg, die „Eroberung“ an sich geht, sondern vielmehr auch um den Spaß auf dem Weg dorthin. Kriegt er die Handynummer nicht? Tja, dann klappt’s vielleicht das nächste Mal, doch den Spaß am Flirten nimmt ihm das ganz sicher nicht.

Die französische Sprache scheint auch mehr Luft nach oben zu lassen, was die Poesie bei Flirtsprüchen angeht. Anstatt „netter Arsch“ hört man dort auf den Straßen öfter „Oh, ich bin verliebt!“ Das hört man doch gleich viel lieber und gibt der Sache mehr Eleganz. Auch das Wort „Flirten“ an sich, wird in seiner Bedeutung in Deutschland oft anders interpretiert als in Frankreich. In Deutschland geht es mehr um das Ansprechen, das Kennenlernen. Ein Franzose würde unter dem Begriff Flirten schon sehr viel wahrscheinlicher einen Kuss implizieren. Nicht gerade sehr subtil, doch viele Frauen lassen sich gerne darauf ein.

Was vielleicht demgegenüber überrascht, ist, dass in Frankreich scheinbar kein besonders großes Bedürfnis besteht, die Liebe so konkret zu thematisieren, wie das hier in Deutschland der Fall ist. Es gibt unheimlich viele Artikel, Diskussionen und Bücher über das Thema, doch in Frankreich kommt das eher selten auf, wie der französische Kabarettist Emmanuel Peterfalvi in einem Interview erzählt. Vielleicht gehört die Liebe einfach so stark zur Kultur und Lebenseinstellung der Franzosen, dass keiner mehr das Bedürfnis verspürt, diese zu definieren. In Deutschland hingegen scheint die Liebe noch immer wie ein Mysterium betrachtet zu werden, über das es so viel wie möglich zu erfahren gilt.

Was jedoch die wahre Definition der Liebe der Franzosen angeht (wenn diese doch mal ausgesprochen werden würde), dann ist jedoch nicht mit Sicherheit gesagt, dass diese mit der perfekten Vorstellung einer jeden Frau übereinstimmen würde. Das Flirten liegt ihnen zwar und dabei sind sie auch sehr romantisch, doch wie lange trägt sich so eine Romanze? Wie sind die französischen Männer in der Ehe? Untreue ist ebenso ein Klischee, was häufig mit den Charmeuren in Verbindung gebracht wird. Liegt hinter dem zuckersüßen Lächeln in Wirklichkeit schon der Gedanke an die nächste potentielle Liebhaberin? Schließlich haben die Franzosen bereits im 15. Jahrhundert gelernt zu „bluffen“, aufgrund des damals sehr beliebten französischen Kartenspiels „Poch“. Könnten sie sich dieses Talent bis heute erhalten haben und für ihre Zwecke nützen? Wie untreu sind Franzosen in der Partnerschaft und in der Ehe?

Darüber lassen sich natürlich keine standfesten Prognosen stellen, doch „gleeden.com“, eine Webseite für Seitensprünge, kommt besonders bei den Franzosen gut an. Von einer halben Million Mitglieder im Jahr 2010 waren knapp die Hälfte Franzosen. Und laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop im Jahr 2014 hat mehr als jeder zweite Franzose (55 Prozent) schon seine Frau betrogen. Bei den Deutschen sind es laut Umfrage „nur“ 46 Prozent.

Sind also die Deutschen langfristig gesehen die besseren Liebhaber? Darüber sollte jede Frau selbst urteilen! Es gibt keinen perfekten Mann, und jeder Mann hat unabhängig von seiner Herkunft individuelle Charakterzüge, Stärken und Schwächen. An mancher Stelle mag sich das Klischee bewahrheiten, doch das Beste ist, jedem Mann ohne Vorurteile entgegenzutreten. Vielleicht trifft man ja an der nächsten Bushaltestelle einen Deutschen, der charmanter und redegewandter nicht sein könnte? Und dafür im nächsten Urlaub in Frankreich einen Pariser, der so gar keine Lust hat einem die Tür offenzuhalten oder zu einem romantischen Dinner bei Mondschein einzuladen? Wer weiß, doch jeder Mann sollte die Chance bekommen, einen von seinen Vorzügen zu überzeugen.

Artikelfoto: Pixabay, 2590901, StockSnap

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