München – Die Mode setzt im Winter auf einen lange nicht mehr trendigen Stoff: Samt. Bislang war er eher in der Festmode – vor allem zu Weihnachten und Silvester – zu Hause. Doch nun werden Jacken, Röcke, Hemden, sogar Accessoires wie Schuhe und Taschen für den Alltag aus Samt angeboten.
Gibt es einen herausragenden Samt-Trend?
Für Stefan Lindemann, Moderedakteur der Zeitschrift «Glamour» aus München, sind es die Samt-Anzüge. Sie kombinieren oftmals sogar zwei Mode-Ideen: Samt und opulente Muster. Doch auch der Modefan, dem das zu viel des Guten ist, muss auf Samt nicht verzichten: «Eine Clutch oder Stiefel aus dem Material beweisen ebenfalls Trendgespür», findet Lindemann.
Die Stilberaterin Andrea Lakeberg aus Berlin ergänzt: «Besonders angesagt sind zum Beispiel unten ausgestellte Samthosen in Überlänge, die sich perfekt zu einer lockeren Schluppenbluse aus Seide kombinieren lassen.» Wichtig ist hier, die Bluse in die Hose zu stecken, die oberen Knöpfe bleiben offen. «Dazu passen Stiefeletten oder Pumps mit Blockabsatz», rät Lakeberg.
Und immer eine gute Idee: Samt im Stilbruch zu tragen. So passt im aktuellen Modegeschmack zum Beispiel ein Samtblazer zur Jeans, die Kombination sieht lässig und zugleich edel aus.
Was sollte ich beim Kauf beachten?
Wie so oft gilt in der Mode: Hochwertiges Material sieht besser und stilvoller aus. Gerade für Samt trifft das zu. «Hochwertiger Samt fühlt sich geschmeidig und schwer an, er ist blickdicht und verfügt über einen sanften Schimmer», erläutert Modeexperte Lindemann. «Bei einem Kleidungsstück sollte man zudem darauf achten, dass die Strichrichtung bei allen Teilen gleich verläuft.»
Hochwertiger Samt hat allerdings seinen Preis. Denn seine Verarbeitung ist sehr aufwendig, erläutert Petra Schreiber, Präsidentin des Bundesverbands Farbe, Stil, Image. Einst wurde dafür Seide zur Herstellung verwendet, heute ist es überwiegend Baumwolle oder Kunst-Seide. «In dieses Gewebe wird ein weiteres Schuss- oder Kettfaden-System eingearbeitet», ergänzt Schreiber. «Bei der Einarbeitung der Fäden entstehen Schlaufen über dem Grundgewebe, die am Ende der Herstellung aufgeschnitten werden. Dadurch entsteht der typische Faserflor.» Man spricht daher auch von Schuss-Samt oder Velvet sowie vom Kettsamt.
Eine günstige Variante ist der sogenannte Flocksamt. Dabei werden Faserflocken auf das Gewebe geklebt. «Leider lösen sich diese Fasern oft, der Stoff fusselt», erklärt Schreiber.
Fördert Samt Problemzonen?
Wissen sollte man: Die flauschige Struktur trägt auf. «Deshalb ist er nicht zwingend für jeden Figurtyp geeignet», erklärt Stilberaterin Lakeberg. «Das gilt vor allem dann, wenn das Kleidungsstück noch unterfüttert ist.»
Petra Schreiber bestätigt das: Samt ist ein relativ harter und schwerer Stoff, daher trage er auf. Und so manche Samtart glänzt obendrein, was wiederum Aufmerksamkeit der Betrachter darauf zieht, erklärt die Modeberaterin. Hier greift die Styling-Regel: Problemzonen werden besser den Blicken entzogen oder kaschiert, aber es wird nicht Aufmerksamkeit auf sie gelenkt.
Daher rät Schreiber: «Bei fülligeren Figuren und wenn es gilt, bestimmte Körperstellen zu kaschieren, würde ich von Samt absehen.» Alternativ sollte man nur reduziert darauf zurückgreifen und Stoffe ohne aufwendige Details nutzen. «Auch würde ich dann zu dezenteren Farben tendieren.»
Apropos Farben: Neben klassischen Farben für diesen Stoff wie Flaschengrün oder Bordeauxrot ist Samt gerade auch in Tönen wie Gold, Petrol oder Schokobraun im Handel zu finden.
Fotocredits: Luisa Cerano,C&A,Bijou Brigitte,Brunello Cucinelli,Deichmann,sheego,Lexington,United Colors of Benetton,Herrlicher,Ursula Mascaró
(dpa/tmn)
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