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Detmold – Nur noch wenige Tage wie diesen braucht Gila Böhm, dann darf sie sich mit dem Goldenen Wanderabzeichen schmücken. «Es klingt vielleicht albern, aber es tut mir gut, dass ich mir solche Ziele setze und sehe, dass ich sie erreiche», sagt die 82-Jährige.

Mit 15 anderen Senioren ist sie unterwegs im Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe im Düsseldorfer Süden. Gemeinsam wandern sie einmal in der Woche bis zu sechs Kilometer.

Doch es geht nicht darum, Strecke zu machen: Immer wieder halten sie auf ihrer Tour an, machen Kräftigungsübungen, Balance- und Gedächtnistraining. «Und wir trainieren die Lachmuskeln», sagt ein Teilnehmer. Gesundheitswandern heißt diese Light-Version des Volkssports, dessen großes Jahrestreffen, der Deutsche Wandertag, diese Woche noch bis zum kommenden Montag (20. August) in Detmold begangen wird.

Die rüstige Rentnergruppe aus Düsseldorf wird angeleitet von Otto Bremm. Er gehört zu den ersten Gesundheitswanderführern, die der Deutscher Wanderverband (DWV) seit 2009 geschult hat. Seit vielen Jahren betreut er mehrere Gruppen.

Deutschlandweit haben sich in den vergangenen Jahren inzwischen 755 Gesundheitswanderführer zertifizieren lassen. Das in den Startjahren vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Programm zielt dabei weniger auf den passionierten Wanderer mit dem Anspruch, Berge zu erklimmen oder Kilometer zu machen. Gesundheitswandern richtet sich eher an Einsteiger oder jene, die durch zunehmende Gebrechen zum Ausstieg aus dem Sport gezwungen wurden. Im Schnitt spricht das Programm dem DWV zufolge Senioren über 60 Jahren an, in der Mehrheit sind es Frauen.

Untersuchungen hätten gezeigt, dass der Wunsch, etwas für die Gesundheit zu tun, zu den wichtigsten Motiven von Wanderern zählt, sagt Christine Merkel vom Wanderverband. «Gesundheitswandern soll da ein niedrigschwelliges Angebot sein», sagt die DWV-Mitarbeiterin für den Bereich. Die vergleichsweise kurzen Strecken überfordern auch Sportmuffel nicht, Tempo und Übungen richten sich nach Bedürfnissen der Teilnehmer.

Auch viele in der Düsseldorfer Wandertruppe bringen allerlei Einschränkungen mit, wie Otto Bremm sagt: Hüft- und Bypass-OPs oder Stürze liegen hinter ihnen. «Aber die Krankheiten spielen hier selten eine Rolle.» Stattdessen wird viel gelacht: Über Helmuts schöne Waden, die er ganz schön anstrengen muss, um auf einem Bein stehend die Balance zu halten. Oder über das lustige Bild, das die Teilnehmer bei einer Koordinationsübung abgeben, wild mit den Armen rudernd. «Mir tut die Gruppe gut», sagt Wanderer Hartmut Fligge. Er habe früher eher argwöhnisch auf Sport geschaut. «Vereinssport, nein danke, war eher mein Motto», sagt der 69-Jährige.

Der gesundheitsfördernde Nutzen des wohldosierten Wanderns mit Unterwegs-Übungen ist sogar wissenschaftlich belegt. Er sei erstaunt gewesen über die hohe Wirksamkeit nach nur wenigen Wochen, sagt Prof. Kuno Hottenrott von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Blutdruck der Probanden sank demnach, ihre Ausdauer verbesserte sich ebenso wie die Koordinationsfähigkeit. «Deswegen überzeugt ein Angebot wie das Gesundheitswandern auch sehr viele – gerade für Sporteinsteiger ideal», sagt der Sportwissenschaftler. Anders als etwa beim Joggen könnten auch Ungeübte hier schnell Erfolge erzielen. «Niemand muss sich körperlich überfordern am Anfang, sondern man kann das Gehtempo und die Strecke langsam steigern», sagt Hottenrott.

Eine Trendwende in Sachen Bewegung sei auch dringend notwendig, betont er: Zwar komme in der Bevölkerung immer mehr an, wie wichtig sportliche Aktivität für Gesundheit und Wohlbefinden seien. «Aber den inneren Schweinehund überwinden noch zu wenige», sagt Hottenrott. Denn: Mit steigendem Alter nimmt die körperliche Aktivität ab. Laut Statistischem Bundesamt treibt nur ein Drittel der über 55-Jährigen mehr oder weniger regelmäßig Sport. Ein Sechstel geht noch nicht einmal mindestens zehn Minuten pro Woche zu Fuß. Dabei empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation Senioren mindestens 150 Minuten moderate Aktivität wöchentlich.

Die Gesundheitswanderer am Rhein haben ihr Pensum für den Tag hinter sich gebracht und können sich belohnen: «Der Kaffee und Plausch danach gehört einfach dazu», sagt Otto Bremm.

Fotocredits: Uwe Zucchi
(dpa)

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