Berlin – «Starkes Signal», «das Beste daraus gemacht» – so viel Lob bekommen Männer selten für ihre Friseur. Vor allem nicht, wenn sie im spöttischen Rampenlicht stehen.
Der englische Prinz William hat diese Schlagzeilen vor einiger Zeit gemacht – und zwar mit fast keinem Haar mehr auf dem Kopf. Denn er ließ den letzten Schopf seiner voranschreitenden Glatze ganz kurz abrasieren. Wann ist der Zeitpunkt zur Rasur gekommen? Experten geben Tipps zum Styling, aber auch zur Pflege der kahlen Kopfpartien:
Wann ist optisch betrachtet das Abrasieren unumgänglich?
Jens Dagné von der Friseurvereinigung Intercoiffure Mondial findet: «Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt für das extrem kurz Schneiden oder das ganz Abrasieren der Resthaare. Aber es gibt objektive und subjektive Indikatoren.» Objektiv betrachtet ist für Dagné der Zeitpunkt erreicht, wenn die Haare so weit zurückgegangen sind, dass die Lücke am Oberkopf und die noch dicken Stränge Resthaare an den Seiten die Proportion der Kopfform optisch verändern.
Subjektiv empfänden manche Männer auch das vollständige Ergrauen des bereits dünn gewordenen Haupthaares als guten Zeitpunkt, zur
Glatze überzugehen, sagt der Friseurmeister aus Worms. «Ebenfalls muss man sich fragen, ob es eine gute Lösung ist, Haare ewig lang wachsen zu lassen, um sie einmal rund um den Kopf legen zu können.»
Wie kann man anfangs die Lücken noch gut kaschieren?
Das Haar lässt sich etwa frech nach vorne kämmen oder mit Hilfe von Strukturumformungen oder gar Dauerwellen leiten, erklärt Dagné. Von Mittelchen, die Lücken kaschieren sollen, etwa Schütthaar aus der Tube oder Farbsprays, hält er wenig. Das führe zu schmutzigen Händen, und es können allergische Reaktionen auftreten.
Wie wichtig ist Sonnenschutz am kahler werdenden Kopf?
Sehr wichtig. «Diese Haut ist für den Schatten gebaut worden», erklärt Uwe Schwichtenberg, Vorsitzender des Landesverbands Bremen im Berufsverband der Deutschen Dermatologen. Je länger man eine Glatze hat, desto mehr ist diese lichtgeschädigt durch Sonnenbrände. Gerade weißer Hautkrebs sei am Kopf ein Problem, sagt der Dermatologe. Er rät daher unbedingt zu UV-Schutz, sobald das Kopfhaar sich lichtet. Und zwar an allen Tagen mit Sonnenschein, nicht nur an den heißesten Tagen. Am besten flüssigen Sonnenschutz – etwa als Spray – auftragen, Creme würde sich im Resthaar festsetzen.
Eine Alternative kann die täglich genutzte Tagespflege fürs Gesicht sein, die bereits UV-Schutz enthält. Das müsse aber mehr als nur der übliche Alterungsschutz mit einem Lichtschutzfaktor von drei oder vier sein, betont Schwichtenberg. Für Friseurmeister Dagné gehört ein extrem hoher Lichtschutz von 50 und mehr sogar zur Grundversorgung einer Glatze.
Sollte ich die Glatze täglich eincremen, wie man das etwa auch bei Gesichtshaut rät?
Ja, rät Dermatologe Schwichtenberg. Auch wenn die Kopfhaut ein «Bautyp zwischen Gesichts- und Körperhaut sei» – Gesichtscreme sei für die tägliche Pflege am besten, erklärt er. Genauso wie fürs Gesicht sollte eine Pflege gewählt werden, die zum Hautzustand passt, also etwa eine Creme für trockene Haut, erläutert das Portal Haut.de, das mit der Arbeitsgemeinschaft ästhetische Dermatologie und Kosmetologie kooperiert.
Wer sich an eher fettender oder leicht öliger Kopfhaut stört, nutzt am besten eine mattierende Tagescreme. Die Experten raten zusätzlich zum gelegentlichen Einreiben des haarfreien Kopfes mit Babyöl, etwa direkt nach der Rasur. Das sorgt für weiche Haut.
Wie wäscht man die Kopfhaut?
Haut.de rät neben milden Shampoos für die Resthaare zum Einsatz von Gesichtsreiniger in Form von Lotion, Schaum und Gel für die Kopfhaut. Danach mit lauwarmem Wasser abspülen und rückfettende Creme auftragen. Sie gibt der Haut Feuchtigkeit zurück, die durch die Reinigungsmittel entzogen wurden. Das beugt Reizungen vor.
Wie wasche ich das immer dünner werdende Resthaar?
Nicht anders als gewohnt, sagt Dermatologe Schwichtenberg. Anlagebedingter Haarausfall lässt sich nicht mit Pflegeprodukten verhindern. «Streng genommen ist es kein Haarausfall, sondern ein weniger Wachsen der Haare.» Sie werden dünner und wachsen kürzer, bis sie ganz wegbleiben. «Hier kann man nichts mit Pflege reißen.»
Fotocredits: Martina Ferrari
(dpa/tmn)
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